Umschulen zum/zur Rettungssanitäter/in

Die Bezeichnung Rettungssanitäter/in wird in Deutschland offiziell für Personen verwendet, die nach den für diesen Beruf maßgeblichen gesetzlichen Vorschriften ausgebildet wurden und vorwiegend im Rettungsdienst beziehungsweise beim Krankentransport tätig sind. Umgangssprachlich werden zwar oftmals sämtliche nicht-ärztlichen Beschäftigten im Rettungs- und Krankentransportdienst verallgemeinernd als Rettungssanitäter/innen bezeichnet, doch dazu gehören auch die noch umfassender ausgebildeten Notfallsanitäter/innen beziehungsweise Rettungsassistenten/Rettungsassistentinnen sowie Personen, die keine Qualifikation als Rettungssanitäter/in besitzen.

In Österreich sowie in der Schweiz wird der Begriff Rettungssanitäter/in ebenfalls verwendet, allerdings sind die damit bezeichneten beruflichen Tätigkeiten und Qualifikationen nicht mit denen in Deutschland identisch. Während ein/eine Rettungssanitäter/in in Österreich nur eine kürzere Ausbildung absolvieren muss als in Deutschland, wird darunter in der Schweiz eine höhere Qualifikation verstanden, die annähernd mit einem/einer deutschen Notfallsanitäter/in vergleichbar ist.
Die typische Arbeit eines/einer Rettungssanitäters/Rettungssanitäterin besteht darin, bei Rettungseinsätzen den Rettungs- oder Notarztwagen zu fahren und Notfallsanitäter/innen bei der Versorgung von Notfallpatienten zu unterstützen, bis ein/eine Notarzt/Notärztin deren Behandlung übernimmt. Während des Transports von Verletzten oder lebensgefährlich Erkrankten beobachten sie deren lebenswichtige Körperfunktionen und erhalten diese aufrecht.

Außerhalb von Notfalleinsätzen übernehmen sie Krankentransporte und Patientenfahrdienste, wobei sie als Transportführer/innen und verantwortliche Beifahrer/innen die Patienten während der Fahrt betreuen. Weitere charakteristische Tätigkeiten als Rettungssanitäter/in sind das Wiederherstellen der Einsatzfähigkeit der Rettungs-, Notarzt- oder Krankentransportfahrzeuge nach beendeten Einsätzen, insbesondere das Säubern und Desinfizieren der Fahrzeuge und ihrer Ausstattung sowie das Auffüllen von Verbrauchsmaterial. Zudem dokumentieren Rettungssanitäter/innen Rettungseinsätze oder Krankentransporte in den entsprechenden Notfallprotokollen beziehungsweise Einsatzberichten.

Typische Arbeitgeber für Rettungssanitäter/innen sind:

  • Feuerwehr
  • Katastrophenhilfswerke
  • Rettungsdienste
  • Krankenfahrdienste

 

Welche Zukunftsaussichten habe ich als Rettungssanitäter/in?

Ebenso wie alle anderen Gesundheits- und Pflegeberufe gehört auch die Tätigkeit als Rettungssanitäter/in zu den Berufen mit guten Zukunftsaussichten. Zum einen können die entsprechenden Tätigkeiten nicht durch Computer oder Maschinen erledigt werden, und zum anderen dürfte mit dem sukzessive ansteigenden Durchschnittsalter der Bevölkerung in Deutschland auch der Bedarf an Notarzteinsätzen und Krankenfahrdiensten eher zu- als abnehmen. Schon heute können ausgeschriebene Stellen für Rettungssanitäter/innen vielerorts nicht – oder zumindest nicht so zügig wie geplant – neu besetzt werden, weil es an entsprechend qualifizierten Bewerber/innen fehlt.

Der Personalmangel könnte sich in den kommenden Jahren weiter verstärken, wenn immer mehr Angehörige der Babyboomer-Generation das Rentenalter erreichen und die folgenden geburtenschwächeren Jahrgänge dies nicht ausgleichen können.

 

Werde ich als Rettungssanitäter/in reich – oder glücklich? Oder beides?

Das durchschnittliche jährliche Bruttoeinkommen für einen/eine Rettungssanitäter/in in Deutschland beträgt etwa 36.000 Euro. Als Berufsanfänger/in kannst du mit einem Jahresbrutto von rund 26.000 Euro rechnen. Die Gehaltsobergrenze, die von Rettungssanitätern/ Rettungssanitäterinnen mit langjähriger Berufserfahrung und/oder in Positionen mit zusätzlicher Verantwortung erreicht werden kann, liegt bei etwa 46.000 Euro brutto pro Jahr und somit immer noch unterhalb des bundesweiten Durchschnittseinkommens. Zum Reichwerden ist dieser Beruf also weniger geeignet. Wenn du eine vergleichbare Tätigkeit ausüben möchtest, dabei aber eine höhere Vergütung anstrebst, solltest du noch eine höhere Qualifikation erwerben, beispielsweise durch eine Ausbildung zum/zur Notfallsanitäter/in.

Für viele Menschen, die als Rettungssanitäter/in arbeiten, steht jedoch nicht ein möglichst hohes Gehalt, sondern eine sinnvolle Tätigkeit im Vordergrund. Wenn du gern anderen Menschen hilfst, kannst du als Rettungssanitäter/in in deinem Beruf durchaus glücklich werden.

 

Welche Zulassungsvoraussetzungen gibt es?

Für eine berufliche Tätigkeit als Rettungssanitäter/in sind neben dem erfolgreichen Abschluss der entsprechenden Aus- beziehungsweise Weiterbildung im Normalfall auch ein Führerschein der Klasse C1 sowie eine Erlaubnis zur Personenbeförderung erforderlich. Beachte dabei, dass der Erwerb des Führerscheins meist nicht Bestandteil der Ausbildung oder Umschulung zum/zur Rettungssanitäter/in ist und dass du dich deshalb eigenverantwortlich darum kümmern musst. Das Infektionsschutzgesetz verlangt darüber hinaus, dass alle Beschäftigten in Gemeinschaftseinrichtungen sowie in medizinischen Einrichtungen, die nach 1970 geboren wurden, gegen Masern geimpft oder immun sein müssen. Zum Teil werden darüber hinaus noch weitere Nachweise über Schutzimpfungen (beziehungsweise entsprechende Immunitätsnachweise) verlangt, beispielsweise gegen Hepatitis A und Hepatitis B.

Um eine Ausbildung zum/zur Rettungssanitäter/in beginnen zu können, musst du einige Voraussetzungen erfüllen. Diese können von Bundesland zu Bundesland in einigen Details variieren. Erkundige dich daher am besten rechtzeitig danach, welche Regelungen für deinen Wohnort beziehungsweise für deinen gewünschten Ausbildungsort gelten. In der Regel musst du mindestens einen Hauptschulabschluss erreicht oder eine Berufsausbildung abgeschlossen haben und bereits volljährig sein. Weiters können ein polizeiliches Führungszeugnis, ein ärztliches Attest über eine Eignungsuntersuchung und eine Bescheinigung über die Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Lehrgang verlangt werden. Wenn du bereits einen Ausbildungskurs für Rettungshelfer/innen abgeschlossen hast, kannst du einen verkürzten Aufbaulehrgang zum/zur Rettungssanitäter/in als Weiterbildung absolvieren.

Deine Qualifikation als Rettungshelfer/in darf jedoch nicht länger als zwei Jahre zurückliegen.
Darüber hinaus gibt es einige Kriterien, die zwar keine formalen Zugangsvoraussetzungen darstellen, aber dennoch wichtig sind, um die Ausbildung zum/zur Rettungssanitäter/in erfolgreich durchlaufen zu können. Dazu gehören körperliche Fitness, gute Kenntnisse in den Schulfächern Biologie, Chemie, Physik und Mathematik, das sichere Beherrschen der deutschen Sprache in Wort und Schrift sowie Einfühlungsvermögen und psychologisches Geschick, insbesondere im Umgang mit Notfallpatienten und deren Angehörigen.

 

Welche Inhalte erwarten mich bei der Umschulung?

Je nach Anbieter und Lehrgangsform können sich einige Abweichungen ergeben, doch die Grundstruktur für die Ausbildung zum/zur Rettungssanitäter/in ist vorgeschrieben. So kann sich die Gesamtzahl von 520 Stunden beispielsweise auf eine theoretische Ausbildung, ein Klinikpraktikum sowie ein Rettungswachenpraktikum von jeweils 160 Stunden und einen Abschlusslehrgang mit Prüfung im Umfang von 40 Stunden verteilen.

Zu den Inhalten des theoretischen Teils der Ausbildung gehören unter anderem:

  • Grundlagen der Anatomie und der Physiologie
  • hygienische Standards im Rettungsdienst
  • rechtliches Basiswissen für den Rettungsdienst
  • Dokumentation von Einsätzen
  • Störungen von Vitalfunktionen, insbesondere Schockzustände
  • Versorgung von Patienten mit Schmerzen oder Atemproblemen
  • Erstversorgung von Traumapatienten
  • Durchführen von Wiederbelebungsmaßnahmen
  • Betreuen, Lagern und Transportieren von Notfallpatienten sowie verletzten oder hilfsbedürftigen Personen
  • Arzneimittel in der Notfallmedizin sowie deren Wirkungen und Nebenwirkungen
  • Vorbereitung der Rettungsfahrzeuge zum Einsatz

 

Die theoretischen Inhalte des werden durch Praktika ergänzt, die ebenfalls fester Bestandteil des Ausbildungsprogramms für angehende Rettungssanitäter/innen sind. Dabei lernen die Kursteilnehmer/innen die Arbeit in verschiedenen medizinischen und notfallmedizinischen Einrichtungen kennen, so beispielsweise auf einer Rettungswache sowie in der Notaufnahme, im Operationsbereich inklusive Anästhesie, auf einer Intensivstation oder auf einer allgemeinen Pflegestation.

Da sich der Stand der Wissenschaft laufend weiterentwickelt und ein stets auf dem neuesten Stand befindliches Fachwissen in der Notfallmedizin sogar entscheidend für da Überleben von Patientinnen und Patienten sein kann, müssen Rettungssanitäter/innen die im Rahmen ihrer Ausbildung erarbeiteten Inhalte regelmäßig aktualisieren und auffrischen. Hierzu ist vorgeschrieben, dass sie nach dem Erwerb der Qualifikation als Rettungssanitäter/in jährlich Fortbildungen in einem vorgeschriebenen zeitlichen Mindestumfang absolvieren müssen, um weiterhin beim Krankentransport beziehungsweise im Rettungsdienst eingesetzt werden zu dürfen. Details dazu regeln die entsprechenden Vorschriften der einzelnen Bundesländer beziehungsweise der Unternehmen oder Hilfsorganisationen, für welche die Betreffenden arbeiten.

 

Jobcenter, Arbeitsagentur, Rentenversicherung: Welche Möglichkeiten der Finanzierung gibt es?

Je nach individuellen Voraussetzungen kann eine Umschulung zum/zur Rettungssanitäter/in durch das Jobcenter, die Arbeitsagentur oder durch die Rentenversicherung finanziert werden. Inwieweit das für dich persönlich zutrifft, solltest du am besten im Rahmen eines Beratungstermins vor Ort klären.
Eine interessante Option ist eine Rettungssanitäterausbildung in Kombination mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ): Teilweise können FSJler/innen eine Ausbildung zum/zur Rettungssanitäter/in finanziert bekommen, wenn sie während dieser Zeit bei einer Hilfsorganisation im Rettungsdienst arbeiten. Im Gegenzug für die Übernahme der Ausbildungskosten sind sie anschließend für den Rest ihrer FSJ-Zeit gegen Zahlung eines Taschengeldes für die betreffende Organisation tätig.

 

Kann ich die Umschulung auch berufsbegleitend in Teilzeit oder per Abendschule machen?

Eine komplette Umschulung zum/zur Rettungssanitäter/in lässt sich nicht per Abendschule oder in Teilzeit absolvieren, allein schon wegen der darin enthaltenen Praktikumsphasen, in denen eine persönliche Anwesenheit am jeweiligen Praktikumsort zu den dort üblichen Arbeitszeiten notwendig ist.
Die theoretischen Ausbildungsinhalte werden von vielen Kursanbietern jedoch auch als Abendkurse und mitunter auch als Wochenendkurse angeboten, die du neben einer anderen beruflichen Tätigkeit belegen kannst. Erkundige dich am besten bei den Anbietern in deiner Umgebung, wo es entsprechende Möglichkeiten gibt und wie sich diese am besten mit deiner aktuellen Berufstätigkeit vereinbaren lassen.

 

Wie viel kostet die Umschulung?

Die Preise für eine Umschulung zum/zur Rettungssanitäter/in liegen meist zwischen 1.000 Euro und 2.000 Euro, wobei darin in der Regel auch die Kosten für bestimmte Lehrmaterialien enthalten sind. Vor der Buchung eines entsprechenden Umschulungsplatzes empfiehlt es sich aber in jedem Fall, die Preise mehrerer infrage kommender Anbieter im Detail zu vergleichen. Dabei solltest du vor allem darauf achten, ob in dem genannten Preis bereits Prüfungsgebühren enthalten sind oder ob dir diese zusätzlich in Rechnung gestellt werden sollen. Außerdem solltest du vorab klären, ob du bereits einen Führerschein in einer für das Fahren von Rettungsfahrzeugen erforderlichen Klasse besitzt beziehungsweise wo du diesen zeitnah erwerben kannst und mit welchen weiteren Kosten das für dich verbunden wäre.

 

Was muss ich bei der Bewerbung für die Umschulung beachten?

Für eine Tätigkeit als Rettungssanitäter/in ist ein Führerschein praktisch unabdingbar und wird von den meisten potenziellen Arbeitgebern vorausgesetzt. Der Führerscheinerwerb beziehungsweise zusätzliche Fahrschulstunden und Prüfungen zum Erwerb weiterer Führerscheinklassen sind allerdings normalerweise nicht Bestandteil einer Rettungssanitäterausbildung und dementsprechend auch nicht in den Preisen für eine solche Ausbildung oder Umschulung inkludiert. Das solltest du sowohl bei der zeitlichen Planung als auch bei der Budgetplanung für eine beabsichtigte Umschulung zum/zur Rettungssanitäter/in beachten und dich gegebenenfalls rechtzeitig eigenverantwortlich um den benötigten Führerschein kümmern.

Psychische Stabilität ist wichtig
Ein weiterer Aspekt, den du vorab im Blick behalten solltest, sind die mit diesem Beruf verbundenen Belastungen, nicht nur in physischer, sondern auch in psychischer Hinsicht. Einerseits wird die Tätigkeit als Rettungssanitäter/in oft als besonders sinnstiftend und erfüllend erlebt, andererseits wirst du dabei auch nahezu täglich mit großem menschlichem Leid und mit Personen konfrontiert, die gerade schwere Schicksalsschläge erlitten haben.

Im schlimmsten Fall musst du auch damit zurechtkommen, dass eine von dir versorgte schwer kranke oder verletzte Person verstirbt und nicht mehr gerettet werden kann. Du solltest also psychisch ausgeglichen und stabil sein, um derartige Erlebnisse und Eindrücke verarbeiten und nach der Heimkehr von der Arbeit auch einmal komplett „abschalten“ zu können.

 

Wer bietet diese Umschulung an?

Eine Umschulung zum/zur Rettungssanitäter/in ist in Deutschland nahezu in jeder größeren Stadt möglich. Angeboten wird sie vor allem von Hilfsorganisationen wie zum Beispiel dem Deutschen Roten Kreuz oder dem Malteser-Hilfsdienst, wobei die Durchführung der Kurse meist privaten Rettungsdienstschulen obliegt.

 

Umschulung per Fernstudium – wie geht das?

Eine Qualifikation zum/zur Rettungssanitäter/in per Fernstudium ist leider nicht möglich, weil ein erheblicher Teil der Ausbildung aus Praktika besteht. Weiterbildungen zu verschiedenen pflegerischen oder medizinischen Themen werden jedoch mitunter auch als Fernkurse angeboten.

 

Zum/zur Rettungssanitäter/in als Quereinsteiger – Tipps

Wenn du dich als Quereinsteiger/in zum/zur Rettungssanitäter/in umschulen lassen möchtest, kannst du dies in relativ kurzer Zeit realisieren, da der Zeitaufwand deutlich geringer ist als für viele andere Berufsausbildungen oder Umschulungen.
Vor dem Beginn einer entsprechenden Qualifizierungsmaßnahme solltest du prüfen, ob du die für eine erfolgreiche Ausübung des Berufs notwendigen individuellen Voraussetzungen mitbringst und formale Anforderungen, wie zum Beispiel den Besitz eines entsprechenden Führerscheins, erfüllst.

Die Beschäftigungsaussichten als Rettungssanitäter/in dürften deutschlandweit an nahezu jedem Ort hervorragend sein. Falls du eine höhere Vergütung anstrebst, solltest du dich nach der Qualifikation zum/zur Rettungssanitäter/in zum/zur Notfallsanitäter/in weiterbilden oder ein medizinisches beziehungsweise pflegerisches Studium abschließen.