Umschulen zum/zur Fahrlehrer*in

Gute Fahrlehrer*innen sind in Deutschland Mangelware. Der Stellenmarkt ist leergefegt, und viele Fahrschulen werden dem Fahrschüler-Ansturm nicht mehr gerecht und führen Wartelisten. Entsprechend aussichtsreich ist die Umschulung in den Fahrlehrerberuf, der gutes Geld und aussichtsreiche Perspektiven verspricht wie die Selbstständigkeit. Die Fahrlehrertätigkeit ist weniger stressig als viele Jobs, aus denen ihre Bewerber*innen kommen, und die Ausbildung dauert nur 12 bis 18 Monate.

 

Wie sieht das Berufsbild des Fahrlehrers / der Fahrlehrerin aus?

Das Blinken, Anfahren und Beschleunigen einüben, das Einfädeln, den Schulterblick und das Einparken vermitteln: Auf den ersten Blick weiß jeder, was die Arbeit eines Fahrlehrers ausmacht. Dabei ist der Beruf weitaus vielseitiger, vom Gruppenunterricht über das Vermitteln digitaler Lerntechniken bis hin zur Bus- und zur Handicap-Fahrstunde.

Die Tätigkeitsbereiche des Fahrlehrers / der Fahrlehrerin haben sich durch neue Technologien grundlegend gewandelt. In den meisten Fahrschulfahrzeugen unterstützen Fahrerassistenzsysteme die Fahrlehrer und Schüler*innen. Die Fahrtheorie wird durch Onlineseminare und virtuelle Übungen erleichtert, und VR-Brillen simulieren wirklichkeitsgetreu die Fahrmomente auf der Straße, schon vor der ersten Fahrstunde.

Parallel sind die Anforderungen ans Fahren und an Fahrlehrer gestiegen: 2021 führte der TÜV das elektronische Prüfprotokoll ein und mit ihm die Verschärfung der Fahrprüfung und der Automatikregelung. Seit 2022 gelten für alle Fahrzeugklassen erweiterte Fragenkataloge, in die nun auch die Fahrassistenzsysteme einbezogen sind.

Bist du routinierte/r Fahrer*in und traust dir zu, Fahrschüler*innen, Motorrad-Fans, angehenden Bus- und Brummifahrer*innen das Fahren und das aktuelle Verkehrswissen verständlich und geduldig zu vermitteln? Dann ist die Umschulung zum/zur Fahrlehrer*in das Richtige für dich.

 

Sind die Perspektiven für Fahrlehrer*innen auch langfristig sicher?

Jobexpert*innen sagen ja, denn die Nachfrage nach Führerscheinen reißt nicht ab, vor allem in ländlichen Bereichen, wo viele auf das Fahrzeug angewiesen sind. Das derzeitige Durchschnittsalter der heutigen Fahrlehrer liegt bei 55, und nur 9 % von ihnen sind weiblich – es ist also Zeit für einen Generationenwechsel.

Als Fahrlehrer*in kannst du deine eigene Fahrschule gründen, dich auf Fahrzeugklassen wie Busse, LKWs oder Motorräder spezialisieren oder selbst Ausbildungsfahrlehrer*in werden. Wenn dich die Straße nicht mehr reizt, eröffnet dir die IHK-Fortbildung zum Fachwirt für Verkehr den Aufstieg in die Verwaltung von Logistikbetrieben. Alternativ kannst du anschließend Verkehrssicherheitstrainer*in oder MPU-Berater*in werden.

Wer seine eigene Fahrschule eröffnen möchte, benötigt, neben der Fahrlehrer*innenausbildung und zwei Jahren Berufspraxis, die Weiterbildung zum Fahrschulbetriebswirt. Auskünfte dazu und zu sämtlichen anderen Fortbildungsfragen erhältst du bei den Landes-Fahrlehrerverbänden.

 

Was verdienen Fahrlehrer*innen?

Ihre Gehälter lassen sich sehen. Je nach Anstellung und Bundesland liegen sie zwischen 34.600,– und 48.100,– Euro brutto. Selbstständige Fahrlehrer verdienen sogar bis zu 60.000,– Euro.

 

Für wen eignet sich die Umschulung zum/zur Fahrlehrer*in?

Wenn du Fahrlehrer*in werden willst, solltest du nicht nur sicher und routiniert fahren können, sondern auch kontaktfreudig sein und gerne mit Grupppen kommunizieren. Viele Umschüler*innen, die die Fahrlehrerlaubis machen, kommen aus stressigen Dienstleistungsberufen wie Zug- oder Flugbegleiter*in. Auch Mitarbeiter*innen aus der Gastronomie, der Hotellerie und dem Einzelhandel schulen sich zum/zur Fahrlehrer*in um, weil sie das lange Stehen und Laufen nicht mehr vertragen. Last but not least ist der Job für Berufskraftfahrer*innen ideal. Sie haben professionelle Road-Erfahrung und möchten abends zuhause bei ihrer Familie sein.

 

Was sind die Voraussetzungen für die Umschulung zum/zur Fahrlehrer/in?

Wer Fahrlehrer*in werden will, muss nach § 2 Fahrlehrergesetz mindestens über einen Hauptschulabschluss verfügen und eine abgeschlossene Berufsausbildung mitbringen. Realschüler*innen und Abiturient*innen mit Abschluss können sich auch ohne Erstberuf bewerben, ebenso ehemalige Unteroffiziere.

 

Außerdem benötigst du folgende Nachweise:

  • Personalausweis (Mindestalter: 21)
  • Ärztliches Gutachten (Nachweis der körperlichen und geistigen Eignung)
  • Augenärztliches Gutachten
  • einen Nachweis über ausreichende Deutschkenntnisse
  • die Fahrlehrerlaubnis BE und 3 Jahre Fahrpraxis
  • für die Fahrlehrerlaubnis der Klassen A, CE und DE die Fahrlehrerlaubnis BE und 2 Jahre Fahrpraxis in der betreffenden Klasse sowie
  • ein erweitertes Führungszeugnis.

 

 Fahrlehrer*innen müssen sich nach § 53 Fahrlehrergesetz im 4-jährigen Abstand fortbilden. Alle 5 Jahre wird ein aktuelles, ärztliches und augenärztliches Attest verlangt, auf Nachfrage der Behörden auch ein neues polizeiliches Führungszeugnis. 

 

Wie ist die Fahrlehrer-Umschulung aufgebaut, und was sind ihre Inhalte?

Der Grundlehrgang zur Fahrlehrerlaubnis BE ist mit 12 Monaten eine der kürzesten, anerkannten deutschen Umschulungen. Er vermittelt die Grundlagen der Verkehrserziehung wie Fahrverhalten, Verkehrsregeln und Verkehrssicherheit. Auch das Straßen- und Verkehrssicherheitsrecht, technische Themen und Umweltthemen gehören zum Unterrichtsstoff.

Die Ausbildung gliedert sich in 3 Abschnitte:

Einführung und Orientierung (1 Monat)

  • 1. Woche: Ausbildungsstätte – Grundlagen
  • 2. und 3. Woche: Ausbildungsfahrschule – Abläufe und Organisation
  • 4. Woche: Ausbildungsstätte – Austausch und Resümee

 

Theoretische Ausbildung und Praktikum (7 Monate)

  • Schulische Ausbildung

 

Lehrpraktikum und Reflexion (4 Monate)

  • 4-monatiges Praktikum in der Ausbildungsfahrschule
  • Nach Ende des 2. Monats und in der letzten Woche: Reflexionstage in der Ausbildungsstätte.

 

Die Ausbildung schließt mit der schriftlichen und mündlichen Fachkundeprüfung sowie der praktischen und theoretischen Lehrprobe ab.

 

Danach kannst du folgende Erweiterungslehrgänge besuchen:

Die Motorrad-Fahrlehrerausbildung (Klasse A):

Die 1-monatige Fortbildung berechtigt dich zum Unterrichten von Motorrad-Fahrschülern. Sie besteht aus der Theorie, der fahrpraktischen Prüfung und der Fachkundeprüfung (schriftlich und mündlich) in den Bereichen Verkehrsverhalten und Gefahrenlehre, Technik und Verkehrspädagogik. Zugelassen wirst du, wenn du außer der Fahrlehrerlaubnis BE seit 2 Jahren den Motorrad-Führerschein besitzt und Fahrpraxis nachweisen kannst. Viele Fahrschulen verlangen auch, dass du dein eigenes Motorrad mitbringst.

 

Die Lkw-Fahrlehrerausbildung (Klasse CE):

Du kannst sie direkt nach der Fahrlehrerprüfung BE erwerben, musst aber seit 2 Jahren den Führerschein CE für Lkws haben. Alternativ kannst du 6 Monate Fahrpraxis im Güterverkehr nachweisen oder eine Lkw-Intensivausbildung in der Fahrschule. In der 2-monatigen Zusatzausbildung vertiefst du dein Wissen in den Bereichen Recht, Fahrpädagogik und Fahrverhalten. Praktisch beginnt die Ausbildung mit dem „Grundkurs Schwerfahrzeuge“ (1 Monat), danach findet der CE-Kurs sowie die schriftliche und mündliche Fachkundeprüfung statt. Wenn du bereits die Fahrlehrerlaubnis DE besitzt, verkürzt sich deine Ausbildungszeit auf 1 Monat.

 

Die Bus-Fahrlehrerausbildung (Klasse DE):

Sie gilt als Traum aller Fahrpädagogen. Besonders eignet sie sich, wenn du bereits Busse gefahren bist, ob im Stadtverkehr, auf Fernstrecken oder bei Reiseveranstaltern. Der 2-monatige Lehrgang vertieft dein Wissen in den Bereichen Fahrpädagogik, Recht sowie Fahr­ver­halten. Praktisch wird die Wissensvermittlung zum Fahren von Bussen gezeigt. Voraussetzung sind auch für diesen Kurs der Führerschein Klasse DE sowie 2 Jahre Fahrpraxis oder eine 6-monatige Vollzeittätigkeit als Busfahrer*in. Wenn du bereits die Fahrlehrerlaubnis CE für Lkws besitzt, verkürzt sich die Ausbildung auf 1 Monat.

Auskünfte zu Einzelheiten erteilt dir deine Ausbildungsstätte oder die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V.

 

Was kostet die Ausbildung?

Je nach Anbieter kostet die Fahrlehrer-Grundausbildung zwischen 7.000,– und 15.000,– Euro, die Zusatzausbildung für die Klasse A um 2.200,– Euro und für die Klassen CE und DE zwischen 3.000,– und 5.000,– Euro. Hinzu kommen die Prüfungsgebühren sowie eventuelle Kosten für die auswärtige Unterbringung und Verpflegung.

 

Wie kann ich die Umschulung finanzieren?

Wenn du arbeitslos bist, von Arbeitslosigkeit bedroht, oder gesundheitsbedingt umschulen musst, kannst du dir eine Kostenübernahme über den Bildungsgutschein der Arbeitsagentur sichern. Eine Alternative ist, als Darlehen, das Aufstiegs-BAföG. Rehabilitand*innen können die Finanzierung bei ihrer Renten- oder Unfallversicherung anfragen, Zeitsoldat*innen beim BFD Berufsförderungsdienst der Bundeswehr. Musst du die Umschulung selbst bezahlen, frag beim Anbieter nach einer Ratenfinanzierung.

Grafik: Finanzierung einer Umschulung

Ist die Umschulung zum Fahrlehrer/ zur Fahrlehrerin auch in Teilzeit möglich?

Hast du familiäre Verpflichtungen oder möchtest die Umschulung durch deinen Job finanzieren? Dann ist es gut zu wissen, dass die Fahrlehrer-Umschulung auch in Teilzeit möglich ist. Einige Ausbildungsstätten bieten Abendunterricht an, und die Fahrschul-Hospitanz ist nach Absprache auch in Teilzeit möglich. Frage vor Beginn deinen Ausbildungsanbieter.

 

Wer bietet die Umschulung zum/zur Fahrlehrer*in an?

Du findest die Liste der über 60 bundesweit anerkannten Fahrlehrer-Ausbildungsstätten bei der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände. Bewirb dich bei einer Schule in deiner Region oder erkundige dich nach einer Alternative.

 

Was sollte ich vor der Ausbildung zum/zur Fahrlehrer*in bedenken?

Wenn du Fahrlehrer*in werden willst, sollte dir klar sein, dass du im Beruf, bedingt durch die Pflichtfortbildungen, kontinuierlich weiterlernen musst. Auch deine Gesundheit sollte langfristig stabil sein, denn sie wird regelmäßig überprüft.

Gegenüber deinen Fahrschüler*innen trägst du, theoretisch wie praktisch, eine hohe Verantwortung, auch bei schwierigen Kandidat*innen und in Stresssituationen. Du solltest dir sicher sein, dieser Belastung gewachsen zu sein und stets ruhig und souverän aufzutreten. Ist dir der ständige berufliche Kontakt mit Menschen zu viel, solltest du vielleicht eine ruhigere Alternative erwägen wie eine Tätigkeit im kaufmännisch-organisatorischen Bereich.

 

Gibt es ein Fernstudium für die Fahrlehrer-Umschulung?

Nein, während deine Prüflinge virtuell lernen können, bleibt dir der Präsenzunterricht nicht erspart. Auch Online-Fahrlehrerausbildungen aus dem Ausland werden in Deutschland nicht anerkannt. Alternativ zur Fahrlehrerausbildung kannst du das Fernstudium Fahrzeugtechnik absolvieren. Es wird von der Wilhelm-Büchner-Hochschule, der Akad University und der TWW Wolfenbüttel angeboten.

 

Kann der Quereinstieg zum Fahrlehrer auch ohne Umschulung gelingen?

Fahrlehrer*in zu sein ohne Lizenz ist in Deutschland nicht möglich. Wer eine ausländische Lizenz mitbringt, kann sich diese aber anerkennen lassen. Gegebenenfalls sind eine erneute Prüfung und Anpassungslehrgang erforderlich, bevor die Fahrlehrerlizenz anerkannt wird.

 

Wenn dir dies zu mühsam ist, solltest du überlegen, ob du nicht ein anderes Berufsziel verfolgst wie:

  • Berufskraftfahrer*in
  • Taxifahrer*in
  • Auslieferungsfahrer*in oder
  • Fahrer*in für Post- und Expressdienstleistungen.