Umschulen zum/zur Fahrzeuglackierer/in

Fahrzeuglackierung – damit verbinden die meisten von uns heutzutage vollautomatisierte Smart Factories mit CAM/CAD-Spritzmaschinen. Es gibt aber nach wie vor auch die traditionelle Fahrzeugaufbereitung, von der manuellen Felgenaufbereitung und -Lackierung über die Restaurierung mit Spritzsystemen wie dem Wheelblower bis hin zur Oldtimerrestauration. 40 Millionen Autos sind auf deutschen Straßen unterwegs, und dafür, dass sie unbeschädigt zurückgegeben und verkauft werden, sorgen über 4.100 Kfz-Lackierbetriebe.

Liebhaber von Autos und der Lackierbranche, die zur Maler- und Lackiererinnung gehört, sind genau richtig mit ihrem Umschulungswunsch zum/zur Fahrzeuglackierer/in. Die Aufarbeitung und der Umgang mit Spritzmaschinen ist ein sensibles Handwerk, weshalb die Umschulung zum Fahrzeuglackierer eine 3-jährige, duale Ausbildung ist. Für Bewerber/innen mit gesundheitlichen Einschränkungen und mit Fluchthintergrund gibt es darüber hinaus schulische Weiterbildungen zum/zur Fahrzeuglackierer/in.

Fahrzeuglackierer/innen

  • beschichten Fahrzeuge und Fahrzeugteile aller Art mit Lacken und gestalten sie mit Motiven und Beschriftungen
  • beurteilen Lack- und Karosserieschäden
  • bereiten Untergründe durch Schleifen und Grundieren für das Lackieren vor
  • tragen mit dem Spritzgerät bzw. der Pistole neue Lackschichten auf und
  • gestalten mit Folien oder Schablonen Schriftzüge und Ornamente.

 

Sie versiegeln aber auch Hohlräume, pflegen und konservieren die restaurierten Lackflächen und sind für die Wartung der Spritzgeräte zuständig. Auch die Arbeit an der vollautomatisierten Lackierstraße ist im Industriebereich Teil des Jobs.

 

Als Fahrzeuglackierer/in findest du Arbeit

  • in Fachwerkstätten
  • im Fahrzeugbau, aber auch
  • in Werkslackierereien, die Anlagen und industrielle Bauteile lackieren.

 

Die Lackierkabine sollte dir, wenn du dich für diese Ausbildung bewirbst, ebenso sympathisch sein wie die Werkstatt oder Werkhalle. Du solltest auch in der Lage sein, im Büro auszuhelfen, um Kunden zu bedienen, Rechnungen auszuhändigen und ihnen das Ergebnis deiner Arbeit zu zeigen.

 

Welche beruflichen Aussichten habe ich als Fahrzeuglackierer/in?

Wer die handwerklich-kreative Arbeit am Fahrzeug liebt und geschickt lackiert, kann sich über Arbeitsmangel nicht beklagen. Das Auto ist nach wie vor des Deutschen liebstes Kind, und bei den Werkstätten stehen die Kunden, die ihr Kfz lackieren lassen möchten, Schlange – vom Privatverkäufer über Liebhaber historischer Fahrzeuge bis hin zu großen Leasing-Firmen und Autoverleihern, die ihre Fahrzeuge wieder flott machen wollen.

Wer die duale oder überbetriebliche Umschulung nicht scheut und nicht empfindlich ist gegen Lacke und Dämpfe, hat als Autolackierer/in beste Aussichten. Er/sie kann sich danach, je nach Interesse, auch zum Meister weiterbilden, kreative Airbrush-Methoden erlernen oder zum Techniker für Farb- und Lacktechnik weiterbilden. Die Studiengänge Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen sind weitere mögliche Karriereziele.

 

Werde ich als Fahrzeuglackierer/in reich, glücklich oder beides?

Glücklich ja – wenn du Genauigkeit und Stehvermögen hast und dich vor dem Arbeiten auf den Knien und mit Lacken und Lösungsmitteln nicht scheust. Finanziell glücklich: Auch das wirst du wahrscheinlich sein. Denn die Durchschnittsgehälter von Fahrzeuglackierer/innen betragen aktuell, abhängig vom Arbeitgeber und vom Bundesland, um die 2.550,– Euro brutto monatlich, entsprechend 30.500,– Euro im Jahr. Meister und erfahrene Mitarbeiter/innen verdienen, je nachdem, ob sie bei einer Werkstatt arbeiten oder in der Fahrzeugindustrie, bis zu 3.400,– Euro.

Im Handwerk erhältst du als Azubi 710,– Euro im ersten, 780,– Euro im zweiten und 945,– Euro im dritten Ausbildungsjahr. Die Ausbildungsgehälter in der Industrie liegen jeweils 250 bis 300 Euro darüber.

Je nach Arbeitgeber und Tarifvertrag erhältst du in der Branche außerdem vermögenswirksame Leistungen, Weihnachts- und Urlaubsgeld. Viele Betriebe bieten auch Leistungszulagen, Schicht- und Mehrarbeitszuschläge an und gewähren 30 Urlaubstage im Jahr.

 

Welche Voraussetzungen braucht man für den Beruf?

Die Kfz-Lackierereien erwarten von Azubis in der Regel mindestens einen Hauptschulabschluss. Talentierte Quereinsteiger mit einschlägigen Vorkenntnissen sind aber auch ohne anerkannten Schulabschluss gerne gesehen.

Viel wichtiger sind:

  • die Begeisterung für Autos und Farben
  • künstlerische Ambitionen und ein gutes Farbsehvermögen
  • handwerkliches Geschick und
  • Freude an der Teamarbeit.

 

Wenn du als Fahrzeuglackierer/in arbeiten willst, solltest du eine gesunde Lunge haben, keine ausgeprägte Stauballergie besitzen und nicht lärmsensibel sein. Gute mathematisch-technische Kenntnisse helfen dir bei der Berechnung der Farbmischungen und beim Demontieren und Montieren der Fahrzeugteile.

Last but not least solltest du sorgfältig und zuverlässig arbeiten und umsichtig hantieren, um deine und die Gesundheit deiner Kollegen nicht zu gefährden.

 

Wie ist die Umschulung zum/zur Fahrzeuglackierer/in aufgebaut?

Die duale Ausbildung findet im Betrieb und an 1 – 2 Wochentagen in der Berufsschule statt und dauert 3 Jahre. Kommst du aus der Maler- und Lackiererbranche oder dem Kfz-Handwerk, kannst du dich mit deinem Betrieb auf eine verkürzte, 2,5-jährige Ausbildung verständigen. An einem Berufsschultag bist du von der Arbeit freigestellt, am zweiten musst du gegebenenfalls hinterher noch zur Arbeit.

Hier die Ausbildungsinhalte auf einen Blick:

1. Jahr

Berufsschulfächer:

  • Mathematik
  • Chemie
  • metallische und nicht-metallische Untergründe
  • Lack- und Werkstoffkunde
  • Methoden der Oberflächenbearbeitung
  • Flächen- und Volumenberechnung
  • Mischungsverhältnis-Berechnung.

 

Praktische Ausbildung:

  • Schadensdiagnose
  • Oberflächenbehandlung
  • die Anwendung von Lacken und Poliermitteln
  • Maschinenbedienung und Umgang mit Werkstoffen.

 

2. Jahr

Berufsschulfächer:

  • Umgang mit Karosserien
  • Lackiertechniken im Vergleich
  • Qualitätssicherung.

 

Praktische Ausbildung:

  • Demontage, Montage und Reparatur von Fahrzeugteilen
  • Lackierarbeiten auf verschiedenen Untergründen
  • Lackversiegelungstechniken.

 

Danach folgt die Zwischenprüfung.

 

3. Jahr:

Berufsschulfächer:

  • Umgang mit Kunden und Realisation von Kundenwünschen
  • Anmischen der Lacke
  • das Auftragen von Schutzbeschichtungen.

 

Praktische Ausbildung:

  • Individuelle Computer-Designs
  • das Anmischen neuer Farben
  • Instandhaltungsarbeiten am Fahrzeug.

 

Während deiner praktischen Ausbildung führst du über alle Arbeiten ein Berichtsheft, das als Ausbildungsnachweis dient. Die Ausbildung schließt nach dem dritten Jahr mit der schriftlichen und praktischen Gesellenprüfung ab.

Die Berufsbildungswerke, an denen du die schulische Ausbildung durchlaufen kannst, nehmen vor allem Bewerber mit Handicaps, mit Migrationshintergrund oder anderen Vermittlungserschwernissen. Hier dauert die Umschulung zum/zur Fahrzeuglackierer/in 24 Monate. Sie schließt ein 6-monatiges Betriebspraktikum ein.

 

Themen sind:

  • Berufsbildung und Arbeitsrecht
  • Sicherheit, Umwelt- und Gesundheitsschutz
  • Kommunikation und Kundenorientierung
  • Auftragsannahme, Vorbereitung und Organisation
  • die Einrichtung des Arbeitsplatzes
  • die Bedienung und Instandhaltung der Werkzeuge, Geräte und Maschinen
  • das Be- und Verarbeiten von Werkstoffen und Beschichtungen
  • der Umgang mit Bauteilen
  • die Analyse und Vorbereitung der Untergründe
  • Aufbereitung und Oberflächenschutz
  • Behandeln und Gestalten von Oberflächen
  • Montage- und Demontagearbeiten am Fahrzeug
  • Schriften und Effektlackierungen
  • Qualitätskontrolle.

 

Was kostet die Ausbildung, und welche Möglichkeiten der Ausbildungsfinanzierung gibt es?

Die betriebliche Umschulung zum/zur Fahrzeuglackierer/in finanziert sich durch dein Ausbildungsgehalt. Wenn du Familie hast oder externe Übernachtungskosten anfallen, kannst du bei der Arbeitsagentur / bei deinem Jobcenter Berufsbildungsbeihilfe (BAB) beantragen. Hier erhältst du auch Auskünfte zur Finanzierung berufsvorbereitender Maßnahmen und zur „Assistierten Ausbildung“, die Azubis mit Handicap bei schulischen und persönlichen Problemen unterstützt.

Die schulischen Ausbildungen zum/zur Fahrzeuglackierer/in sind ebenfalls in den meisten Fällen für dich kostenlos, denn sie werden vom zuständigen Kostenträger übernommen. Dies kann das Jobcenter sein, die Agentur für Arbeit oder (bei beruflicher Rehabilitation) die Renten- beziehungsweise Unfallversicherung. Eine Übersicht über sämtliche Hilfen erhältst du in der Rehadat-Datenbank.

 

Kann ich die Umschulung zum/zur Fahrzeuglackierer/in auch berufsbegleitend, in Teilzeit oder per Abendschule, machen?

Nach Rücksprache mit dem Ausbildungsbetrieb kannst du deine Ausbildung auch in Teilzeit absolvieren. Dies kann sein, weil du dich um Kinder oder Angehörige kümmern musst oder weil du ein Handicap hast. Auskünfte erteilt eine hilfreiche Broschüre. Du kannst dazu auch deinen Arbeitsberater befragen.

 

Was muss ich bei der Bewerbung für die Umschulung zum/zur Fahrzeuglackierer/in beachten?

Du solltest dir gut überlegen, ob du den Anforderungen und Belastungen des Fahrzeuglackierer-Handwerks gewachsen bist. Mit einem Praktikum als Fahrzeuglackierer/in erhältst du erste Einblicke in die Arbeit. Die Dauer und die Arbeitszeiten können differieren, normalerweise dauert ein Praktika zwischen 1 und 4 Wochen. Sprich eine örtliche Lackierwerkstatt oder deinen Arbeitsvermittler an.

 

Wo bekomme ich einen Umschulungsplatz zum/zur Fahrzeuglackierer/in?

Wenn du im Google die Stichworte „Ausbildungsplatz Fahrzeuglackierer“ eingibst und deine Region angibst, erhältst du eine Liste der aktuellen Ausbildungsstellen.

Die überbetrieblichen Ausbildungsstätten des findest du beim BBW. Über weitere örtliche Anbieter wie die Diakonie und das DRK informiert dich deine Agentur für Arbeit.

 

Umschulung zum/zur Fahrzeuglackierer/in im Fernstudium – geht das?

Der praktische Beruf des Fahrzeuglackierers ist online nicht erlernbar. Doch hilft gegebenenfalls als Vorkurs ein Fernlehrgang für Fahrzeugtechnik, er wird von Fernschulen wie der ILS oder der SGD angeboten. Wer die Ausbildung durchlaufen hat und sich zum Meister qualifizieren will, kann eine Online-Meisterschule besuchen. Auskünfte hierzu erhältst du über deine Innung, die Handwerkskammern und deine für dich zuständige Gewerkschaft IG Bau im Deutschen Gewerkschaftsbund.

Das Online-Lernprogramm „MyTraining“ unterstützt Auszubildende in Betrieben, die viele Module ihrer Ausbildung von zuhause aus erlernen können. Ferner bietet der TÜV, begleitend zur Ausbildung, eine digitale Prüfungsvorbereitung an.

 

Zum Fahrzeuglackierer/in als Quereinsteiger: So klappt es

Der Beruf Fahrzeuglackierer/-in gehört in Deutschland zur Maler- und Lackiererinnung. Deine örtlich zuständige Innung findest du im Internet. Hier kannst du dich, bevor du deine Umschulung beginnst, bei Fragen zum Beruf erkundigen und hast eine erste Orientierung, wer vor Ort ausbildet. Die Innung bietet auch eine Lehrstellenbörse an. Alternativ bieten die Handwerkskammern, online und telefonisch, Abzubi-Beratungen an.

Wenn du dir über deine Berufswahl noch nicht sicher bist: Geh online ins Fahrzeuglackierer-Forum. Hier kannst du dich mit Gleichgesinnten über deine ersten Erfahrungen im Beruf austauschen.